Geierlay: „In den Seilen hängen“ mal anders

 

Mörsdorf ist ein kleines unscheinbares Dorf. Auf den ersten Blick erklärt nichts, warum sich mitten im Dorf ein großzügiger Parkplatz und ein modernes Besucherzentrum befinden.

Familien mit kleinen Kindern, junge Paare und Gruppen tummeln sich um die Autos und im anliegenden Café. Vor allem an den Wochenenden wird es voll, dann werden auch einmal die Parkplätze knapp. Doch was hat Mörsdorf, was andere Dörfer im Hunsrück nicht haben? Warum strömen all diese Menschen hierher?

Die Antwort ist zunächst ein eigentümlicher Name: „Geierlay“. Die Erklärung dahinter bringt Licht ins Dunkel: Es ist die längste Hängeseilbrücke Deutschlands, die sich hier im Hunsrück zum Besuchermagnet entwickelt hat.

100 m hoch, 360 m lang, 85 cm breit – die Zahlen auf dem Papier sind beeindruckend, doch nichts im Vergleich zu dem Gefühl, wenn man selbst in luftiger Höhe über der Schlucht steht.

Wir machen uns an einem Dienstag im Frühsommer auf den Weg. Wir folgen den Wegweisern vom Parkplatz und kaufen eine Wurst vom Grill als Wegzehrung. Denn vor der Mutprobe wartet eine kleine Wanderung auf jeden Besucher: Rund 1,5 km über einen Feldweg, vorbei an Feldern und Weiden geht es immer in Richtung Geierlay.

Nichts deutet auf die Brücke hin und langsam macht sich ins unserer kleinen Gruppe Ungeduld breit. Wandelt sich der Feldweg zum Waldweg, ist die Brücke nicht mehr weit.
Doch als sie sich plötzlich nach der Kurve vor uns auftut, ist der Überraschungsmoment groß. Da ist sie – länger als ich dachte, schmäler, als mir lieb ist.
Ich habe eigentlich keine Höhenangst, doch der erste Schritt kostet Überwindung. Man muss sich an das Wackeln gewöhnen, ein paar prüfende Gehversuche machen, bis man der Konstruktion traut.

Was mich ein wenig nervös macht, sind die Schlitze zwischen den Brettern und an den Seiten. „Bloß das Handy nicht fallen lassen“, sage ich mir vor wie ein Mantra. Doch es dauert nicht lange, bis der Ausblick die Nervosität nimmt.

Der Blick ins Tal ist einmalig. Hoch oben über den Bäumen zu stehen, das ist ein besonderer Augenblick. Wir laufen langsam bis zur anderen Seite. Wir haben Glück und nur wenige Besucher sind da.

Wir machen Fotos voneinander, von der Aussicht und können uns ganz in Ruhe auf der Brücke bewegen. Kein Gänsemarsch mit zig anderen Leuten.

Wer will, kann rund um die Geierlay das Netz an Rundwanderwegen nutzen. Die Geierlay-Schleife, der Saar-Hunsrück-Steig oder die Traumschleifen bieten abwechslungsreiche Touren für Wanderer.

Etwas mutiger als beim Hinweg laufen wir über die Brücke zurück. Das Schwanken bringt jetzt mehr Spaß, als dass es Angst macht und gut gelaunt machen wir uns auf den Rückweg. Ein kleiner Adrenalinschub bewirkt Wunder, was die Laune angeht.

Mehr Infos: www.geierlay.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert