Erholen, begegnen, heilen: Auszeit im Kloster Arenberg

Wir hetzen von Termin zu Termin, die Arbeit begleitet uns bis nach Hause und beschert uns unruhige Nächte. Sorgen wachsen uns über den Kopf. Jeder kennt den Moment, wenn alles „Pause!“ ruft. Eine Auszeit vom Alltag ist dann genau das Richtige, um Körper und Seele wieder zur Ruhe zu bringen. Wieso nicht in einem Kloster?

Moderne Atmosphäre statt dunkler Gemäuer

Ein besonderer Ort für eine Auszeit gleich um die Ecke ist das Kloster Arenberg. Auf einer Anhöhe am Stadtrand von Koblenz gelegen, verspricht es Abstand, körperliche Erholung und – wer will, Momente des gemeinschaftlichen Glaubens. Wer das Gästehaus des Kloster Arenberg betritt, ist wahrscheinlich überrascht. Das Foyer ist großzügig, hell und modern gestaltet. Die Architektur eine gelungene Mischung aus Backsteinmauern, Sichtbeton und Glasfronten. Die Fenster eröffnen die Sicht zum Garten und zum Innenhof. Sofas und Sessel laden zum Zeitunglesen ein. Im hauseigenen Café trifft man sich für Kaffee und Kuchen. Wer sich vorab ein Kloster in dunklem Gemäuer vorgestellt hat, bekommt hier mit der freundlichen Hotelatmosphäre das genaue Gegenteil präsentiert, auch im Zimmer: Außer einem Kreuz über dem Schreibtisch und der Bibel im Nachtschränkchen erinnert nichts an ein Kloster. In den Fluren des Erdgeschosses hängen Fotos der Schwestern, eine erste Begegnung vorab mit den hier lebenden Nonnen. Man sieht sie beim Gebet, aber auch beim Backen und ganz modern bei der Schreibtischarbeit am Laptop.

1868 gründete M. Cherubine Willimann die Ordensgemeinschaft, die 1877 dem Dominikanerorden angegliedert wurde.

Foto: Julia Schattauer

Zwischen Buffet und Nachtimpuls

Zuvor war die Ordensgründerin im Kloster der Dominikanerinnen St. Peter in Schwyz. Auf Bitten des Pfarrer Kraus‘ in Arenberg kam M. Cherubine Willimann nach Koblenz und bezog das damals noch kleine Kloster. Seit dem 12. November 1914 sind die „Schwestern der heiligen Katharina von Siena im Orden des heiligen Dominikus in Arenberg“ eine Kongregation päpstlichen Rechtes.

Bevor das erste Abendessen ruft, ist noch genügend Zeit, um eine Runde im Hallenbad zu drehen. Ein Schwimmbecken, eine Sauna, ein Kneippbecken und ein Fitnessbereich stehen den Gästen zur körperlichen Betätigung zur Verfügung. Ab 18 Uhr gibt es Abendessen. Wer sich nach Gemeinschaft sehnt, isst im großen geselligen Speisesaal. Wer Ruhe sucht, nimmt sein Essen im kleinen Saal ein, wo die Mahlzeit in Stille genossen wird. Es gibt ein reichhaltiges Buffet mit Salaten, Käse, Wurst und Brot. Das Obst kommt aus dem Klostergarten, der Apfelsaft und der Tee aus eigener Herstellung. Um 21.15 Uhr findet ein „Impuls in die Nacht“ in der Gästekapelle statt. Die Kapelle ist ein moderner Anbau, das Innere ist aus Sichtbeton und bunten Glasarbeiten gestaltet. Von der angrenzenden Dachterrasse schaut man in die Ferne, ein einmaliger Ausblick über die Wälder und Wiesen der Umgebung.

Der Nachtimpuls beginnt mit einem Gebetslied, danach spricht eine der Schwestern über die Nächstenliebe. Was bedeutet die von Jesus gepredigte „Feindesliebe“? Wie können wir lernen zu vergeben, ohne uns alles gefallen zu lassen? Auch wenn im Klosterkeller regionaler Wein und Bier für alle Gäste bereit stehen, enden die Abende im Kloster oft früh. Gerade wenn man sich alleine auf eine solche Auszeit einlässt, fängt der Kopf an zu rattern. Die Gedanken fließen, Emotionen kommen hoch, all das ist wichtig und heilsam, aber es macht auch müde. Der nächste Morgen beginnt mit dem Morgenimpuls. Mit Liedern und Gebeten starten die Gäste in den Tag, die nicht an der morgendlichen Laudes um 6.30 Uhr in der Mutterhauskirche teilgenommen haben. Nach dem Frühstück lässt sich wunderbar der Klostergarten erkunden. Auf fast sechs Hektar gibt es einen Kräutergarten, Liegewiesen, Weiden mit Schafen, Streuobstwiesen, Bienen und Kaninchen. Sogar eine Klagemauer gibt es, in die man wie beim Jerusalemer Vorbild, Zettel mit Gedanken und Wünschen stecken kann.

Auszeit in Stille oder Begegnung mit Gleichgesinnten

Das Schöne an der Auszeit im Kloster Arenberg ist, dass sie jeder so gestalten kann, wie er möchte. Wer einfach abschalten, auf der Liegewiese lesen, Kaffee in der Sonne trinken und eine Fangopackung oder Massage buchen will, ist hier genauso gut aufgehoben, wie jemand, der aktiv an den Gottesdiensten teilnehmen will und Gespräche mit anderen Gästen und Seelsorgern sucht. An den Nachmittagen gibt es Kaffee und Kuchen, es werden Wanderungen, sportliche Aktivitäten wie Wassergymnastik oder Nordic Walking angeboten. Besinnlicher geht es beim Mandalamalen zu. Es gibt geführte Meditationen, am Abend finden Gesprächskreise oder Filmaufführungen statt. Jeder packt sich so viel Programm auf den Tagesplan, wie er möchte, ist so gesellig oder in sich gekehrt wie er es für richtig hält. Auch das Thema Glauben und christliche Praxis nimmt jeder in seinem persönlichen Rahmen wahr. Die Teilnahme an den Andachten mit den Schwestern wie Laudes, Mittagshore und Rosenkranz rückt das Klosterleben in den Fokus. In der altehrwürdigen Mutterhauskirche kommt das mystische Gefühl auf, was einem am Anfang fehlte. Nach drei Tagen setzt das Gefühl ein, das im Alltag oft fehlt: Erholung. Und wenn leise die erste Unruhe aufkommt, weiß man: Die Akkus sind geladen.

Im Kloster Arenberg können Interessierte ganz unterschiedliche Angebote wahrnehmen. Tagesauszeiten werden genauso angeboten wie spirituelle Wandertage, Kurse zu kreativem Schreiben oder Tage der Stille.

Mehr Informationen gibt es auf www.kloster-arenberg.de

Das Kloster hat mich für diesen Artikel eingeladen.

Text und Fotos: Julia Schattauer

2 Kommentare

  1. Schöner Artikel liebe Cousine 😊 Klingt genau danach was Viele brauchen in unserer hektischen, rastlosen Zeit. Interessant und angenehm ist, dass die tief Gläubigen keinen Glauben aufdoktieren, sondern dass Jeder dort Ruhe finden kann – ohne Ausgrenzung.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert