Magadalena Paslay, geborene Hauter, kommt aus Rockenhausen. Die 29-Jährige wohnt mit ihrem Mann in Nouakchott in der Islamischen Republik Mauretanien. Davor lebte sie für eineinhalb Jahre in Carmel-by-the-Sea in Kalifornien. Bevor es sie aus der Pfalz in die Ferne zog, absolvierte sie in Mainz an der Johannes Gutenberg Universität Mainz ein Lehramtsstudium und machte einen Master in Deutsch als Fremdsprache.
Nouakchott oder Pfalz – Wo fühlst du dich zu Hause?
Schwere Frage: Persönlich fühle ich mich immer da zu Hause, wo meine Familie oder mein Mann ist, also in der Pfalz und da, wo ich gerade mit meinem Mann wohne. Nur den Wohnort betrachtet: Zwischen Kalifornien und der Pfalz kann ich mich nicht entscheiden, beide wurden zu meinem Zuhause. Müsste ich mich zwischen der Pfalz und Nouakchott entscheiden, würde ich mich für die Pfalz entscheiden.
Was bedeutet Heimat für dich?
In erster Linie ist Heimat ein Ort für mich, an dem meine Liebsten sind, also meine Familie und mein Ehemann. Heimat ist aber auch der Dialekt, der Duft, die Geräusche, das Klima, Altbekannte aus meiner Kindheit und Jugend, über die man sich stundenlang mit meiner Familie unterhalten kann oder ganz einfach das Essen. Es ist da, wo man neue Geschichten schreibt und Wurzeln schlägt. Schließlich kann man die auch an neuen Orten schlagen, wo man sich wohl und verstanden fühlt.
Warum bist du aus Rockenhausen weggezogen?
Ich bin weggezogen, um mit meinem jetzigen Mann und damaligen Freund zusammen leben zu können – also aus persönlichen Gründen. Er ist US-Amerikaner und wir hatten uns vor zehn Jahren in Kaiserslautern kennengelernt, als er als Meteorologe bei der Air Force in Sembach stationiert war. Nach einem Jahr Beziehung wurde er versetzt und wir führten für fast acht Jahre eine Fernbeziehung. Nach meinem Studium bin ich dann zu ihm gezogen und wir haben standesamtlich in San Francisco geheiratet.
Wolltest du schon immer auswandern?
Ich bin eine Abenteurerin und liebe das Reisen oder neue Kulturen kennenzulernen. Bevor ich meinen Mann kennengelernt hatte, habe ich mir nie wirklich vorgenommen auszuwandern oder die Frage gestellt, ob ich auswandern will. In der Anfangszeit unserer Beziehung stand das auch zunächst nicht zur Debatte. Nicht weil ich es mir nicht vorstellen konnte,
sondern weil ich erst in Deutschland fertig studieren wollte und ganz einfach die Zeit gebraucht habe, um mich in meiner eigenen Kultur weiterzuentwickeln. Im Laufe der Zeit haben sich immer mehr Gespräche darüber ergeben, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Wir beide konnten uns sehr gut vorstellen im jeweiligen Heimatland oder einem für uns beide fremden Land zu leben. Wir sind da auf einer Wellenlänge. Im Endeffekt war es am einfachsten für uns beide, wenn ich mit meinem Mann nach Kalifornien ziehe, wo er hin versetzt wurde.
Inwiefern hat dich die Pfalz geprägt?
Die Pfalz hat mich sehr geprägt. Ich liebe die Pfalz, die Landschaft ist einfach einzigartig. Wenn ich lange nicht in der Pfalz war, stelle ich mir immer vor, wie die Landschaft jetzt wohl aussieht. Ich würde sagen, dass mich die Mentalität – im Guten und im Schlechten – sehr geprägt hat. Manchmal versuche ich meinem Mann Verhaltensmuster von mir oder Denkstrukturen zu erklären, aber es ist oft wirklich schwierig zu artikulieren und zu erklären.
Ich denke, dass es mich sehr geprägt hat, dass ich als Landei groß wurde. Ich fühle mich, auch wenn ich die Stadt liebe, immer eher zum Land hingezogen. Mein Dialekt hat mich auch sehr geprägt. Viele sehen es als einen Nachteil an, einen Dialekt zu sprechen. Ich sehe das ganz gegenteilig. Ich finde es eher vorteilhaft und habe schon oft davon profitiert. Ich habe auch vor, meinen Dialekt an die nächste Generation weiterzugeben.
Was gefällt dir an deiner neuen Heimat besonders?
In Mauretanien gefällt mir besonders die Ruhe und die Zeit, die man hat. Afrikaner haben das Sprichwort „Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit“ und das stimmt auf jeden Fall. Mir gefällt auch, dass ich die Sahara vor meiner Tür habe. Das Naturerlebnis ist sehr exotisch und faszinierend. Außerdem finde ich es sehr bereichernd einen Einblick in eine islamische Kultur zu gewinnen.
In welcher Sprache denkst du?
Englisch, Pfälzisch und Hochdeutsch – Je nachdem, wo ich gerade bin.
Was hat Nouakchott, was die Pfalz nicht hat?
Kamele, Sand, Wüste und Zeit.
Was hat die Pfalz, was Nouakchott nicht hat?
Vieles, da Mauretanien ein Entwicklungsland ist. Abgesehen davon „Weck, Worscht und Woi“ (und Bier).
Was ist für dich typisch pfälzisch?
Ausdrücke wie „Ajo“, „Unn“, „Allahop“ und der Dialekt an sich. Dubbegläser, Weinschorle, Elwetritsch, 1.FCK, Gemütlichkeit.
Was können sich die Pfälzer bei den Amerikanern oder Mauretanien abschauen?
Freundlichkeit! Wenn ich aus dem Ausland komme, fällt mir die Unfreundlichkeit und Anonymität immer am meisten auf. Ich denke, dass war früher anders und mir fehlt das oft.
Wo willst du deine Tage als Rentner verbringen?
Bei meinem Mann in Carmel-by-the-Sea.