Steffie Körner: Eine Pfälzerin im Indischen Ozean

 

Das Tuk-Tuk bleibt vor einem großen Tor stehen. „Hier sind wir“, sagt der Fahrer, der mich an der Bushaltestelle aufgegabelt und ins Hinterland von Bentota gefahren hat. Definitiv eine bessere Idee, als in der prallen Mittagssonne bei circa 40 Grad den ganzen Weg zu laufen. Ich schultere meinen Rucksack und klopfe an das Tor. Nach kurzem Zögern trete ich ein und stehe mittendrin im COCO Cabana, einem Auswanderertraum im Südwesten Sri Lankas.

Vor mir liegt eine große Wiese, auf dem Grundstück stehen Bungalows, drumherum Palmen. Vor dem größten der Häuser sitzen ein paar Leute bei Kaffee und Kuchen. Als mich Steffie Körner sieht, steht sie auf und kommt mir entgegen, gefolgt von ihren beiden Hunden Oskar und Sheela. Sie begrüßt mich und zeigt mir direkt mein Zimmer in einem der Cabanas. Mein Gepäck stelle ich in die Ecke und gehe mit Steffie zur Terrasse. Ich stelle mich vor und merke, dass wir eine komplett deutsche Runde sind. Es sind Urlauber, die mittlerweile seit Jahren nach Sri Lanka kommen und andere Auswanderer, die im Laufe der Jahre zu Freunden geworden sind. Die deutsche Minderheit in Sri Lanka kennt sich. Steffie habe ich bei meiner Recherche vor meiner Reise kennengelernt. Über das Internet haben wir uns verabredet und nun verbringe ich ein paar Nächte bei ihr im COCO Cabana. Ich trinke einen großen Schluck Kaffee, den sich Steffie von Freunden und Gästen aus Deutschland mitbringen lässt.

Steffie und Dilly vom COCO Cabana

Seit Oktober 2013 lebt die Pfälzerin mittlerweile auf Sri Lanka, mitten im Indischen Ozean. Geplant war das ursprünglich nicht. Das Auswandern selbst war für Steffie allerdings schon immer ein Thema und das aus einem ganz einfachen Grund: In Deutschland war es Steffie schon immer zu kalt. „Ich friere schnell und mag den Winter nicht. Deshalb wollte ich schon immer in ein wärmeres Land ziehen“, lacht sie und zuckt mit dem Achseln: „So einfach ist das“.

Ursprünglich kommt Steffie aus Bornheim bei Landau, doch das Gen zum Auswandern liegt in der Familie. Steffies Bruder zog es nach Costa Rica. So kam es, dass die Bornheimerin viel Zeit in Mittelamerika verbrachte. Zum ersten Mal nach Sri Lanka kam Steffie 2009 im Rahmen ihrer Ayurvedaausbildung, die sie an ihre Ausbildung als Heilerziehungspflegerin hängte. Von da an verbrachte sie einige Zeit des Jahres in Sri Lanka und arbeitete als Ayurvedatherapeutin in Hotels.

Da lernte sie Dilly kennen, einen Tuk-Tuk-Fahrer aus Bentota und die beiden wurden ein Paar. Mittlerweile sind sie verheiratet. Der kirchlichen Hochzeit in Deutschland, folgte eine traditionelle Zeremonie in Sri Lanka. Bevor das Paar nach Asien auswanderte, verbrachte Dilly einige Monate in Deutschland. Doch die Sehnsucht nach der Heimat war groß und so entschieden sie sich für Sri Lanka. Nun leben sie in Bentota in der Nachbarschaft der Familie. Sie haben sich nicht nur den Traum vom eigenen Haus erfüllt, sondern auch im Tourismus Fuß gefasst. Im COCO Cabana begrüßen sie vor allem deutsche Urlauber. Während sich Steffie um die Koordination der Cabanas kümmert und Ausflüge für ihre Gäste organisiert, arbeitet Dilly weiterhin als Tuk-Tuk-Fahrer.

Das COCO Cabana ist ein idyllischer Ort, eine kleine Oase, in der man herrlich zur Ruhe kommt. Palmen, tropische Blüten und ab und an kommen ein paar Affen vorbei. Zum Frühstück und Abendessen gibt es typisch srilankanische Spezialitäten. Egg-Hopper, eine Art Pfannkuchen mit Ei, Curry, Obst und aromatischer Ceylon-Tee.

Ich verbringe viel Zeit mit Steffie auf der Terrasse. Wir reden über die Pfalz und Sri Lanka und sie erzählt mir aus ihrem Leben in einer gänzlich anderen Kultur. „Es ist nicht immer leicht“, gibt sie zu und erklärt: „Nicht alle haben mich von Anfang an vollständig akzeptiert, doch mittlerweile habe ich mich gut eingelebt“.
Neben den Gesprächen mit Steffie nutze ich die Zeit, um die Gegend kennenzulernen. Ich mache stundenlange Spaziergänge am Bilderbuchstrand und unternehme eine Fluss-Safari, bei der ich kleine Krokodile, Warane und Schlangen sehe. Ich könnte ewig bleiben.
Steffie liebt ihr Leben in der tropischen Sonne unter Palmen, trotzdem fehlt ihr auch einiges aus der Heimat. „Was ich am meisten vermisse?“, Steffie muss nicht lange überlegen: „Ganz klar das Essen! Manchmal hab ich richtig Heißhunger auf ein Rumpsteak oder pfälzisches Essen.“

Natürlich fehlt ihr auch ihre Familie. Fast täglich skypt die Pfälzerin deshalb mit ihrer Mutter. Die schönsten Tage im Jahr sind, wenn Besuch aus der Heimat kommt. Dann verbringt sie Zeit mit ihren Liebsten und freut sich auf die mitgebrachten Pfälzer Spezialitäten. Zurückziehen nach Deutschland? Das kann sich Steffie gerade nicht vorstellen. Wenn, dann aber definitiv nur in die Pfalz. Doch momentan stehen alle Zeichen auf Sri Lanka. Vor allem, seit sie mit dem Ausbau des Pools begonnen haben, ein langgehegter Wunsch von Steffie. Wenn es nach Dilly geht, soll auf dem Dach des Haupthauses noch ein Restaurant entstehen. Die Liste mit den Plänen ist groß im Tropenparadies, da rückt Deutschland immer weiter in die Ferne.

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